Wir haben ja bereits festgestellt, dass es fünf verschiedene Typen von People Pleasern gibt – zumindest laut Natalie Lue und ihrem Buch “Du musst nicht allen gefallen.” Wenn du noch nicht weißt, zu welchem oder welchen Typen du gehörst, kannst du das hier nachlesen. Das ist wichtig, weil wir uns heute gemeinsam die wichtigsten Ratschläge für jede Art von People Pleaser ansehen.
Sowohl die People-Pleaser-Typen als auch die Ratschläge kannst du dir übrigens ganz gemütlich in meinem Podcast anhören. “Allen Gefallen” gibt es so ziemlich überall, wo es Podcasts gibt. Im Podcast erzähle ich auch immer kurz, inwiefern ich diesen Ratschlag selbst befolgen sollte.
Die 5 People-Pleaser-Typen zur Erinnerung
Damit die folgenden Ratschläge wirklich Sinn ergeben, schauen wir uns trotzdem noch einmal kurz die verschiedenen People-Pleaser-Typen an. Mehr über das Verhalten und die Ursachen erfährst du im anderen Blogpost.
- Die Guten wollen vor allem als gute Menschen wahrgenommen werden. Oft ist das sogar wichtiger, als wirklich gut zu sein.
- Die Bemüherinnen denken, sie müssten perfekt sein, um von allen gemocht zu werden. Dafür strengen sie sich permanent an.
- Die Vermeiderinnen wollen durch ihr People Pleasing vor allem Konflikten und anderen negativen Erfahrungen aus dem Weg gehen.
- Die Retterinnen glauben, dass sie die Probleme aller Menschen um sich herum lösen müssen. Sie definieren sich durch ihre Fähigkeit, hilfreich zu sein.
- Die Leiderinnen haben verinnerlicht, dass es ihnen schlecht gehen muss. Sie denken, dass sie sonst keinerlei Aufmerksamkeit bekommen.
Natürlich ist das alles verallgemeinert. Aber vielleicht erkennst du dich trotzdem in dem einen oder anderen Typen wieder. Jedenfalls empfehle ich dir, alle Ratschläge anzusehen. Vielleicht ist ja auch etwas Unerwartetes dabei – und du fühlst dich bei einem Typen angesprochen, der dich überrascht.
Ratschläge für jeden People-Pleaser-Typen
Mit “Nein” sagen und Grenzen setzen ist es nicht getan. Das habe ich jedenfalls durch meinen People-Pleaser-Podcast gelernt. Unsere People-Pleasing-Tendenzen haben tief verankerte Ursachen und erfüllen einen Zweck.
Deshalb habe ich jetzt keine oberflächlichen Tipps für dich, wie du zum Beispiel lernst, als Retterin auch Mal “Nein” zu sagen, wenn jemand Hilfe braucht. Wir schauen uns stattdessen an, wie wir tief verankerte Verhaltensmuster vielleicht etwas lockern können. Wahrscheinlich haben wir ein Bedürfnis, das nicht erfüllt wird. Und wir können lernen, es selbst zu erfüllen.
1. Rat für die Guten: Sei lieber du selbst als immer gut
Wenn du eine “Gute” bist, dann steht für dich im Vordergrund, dass andere dich für einen guten Menschen halten. Wahrscheinlich verhältst du dich oft wirklich “gut”, indem du hilfsbereit, nett und freundlich bist. Dein Ziel sollte natürlich nicht sein, weniger gut zu sein. Das gute Ansehen darf aber in den Hintergrund rücken.
Du kannst dich selber fragen, wann du dich selbst verleugnest, um gut dazustehen. Vielleicht hast du Verhaltensmuster verinnerlicht, die eigentlich nicht zu deinem authentischen Ich passen. Das könnte zum Beispiel sein:
- Du wirst zu einem Abendessen eingeladen und willst eigentlich lieber nicht hingehen. Trotzdem sagst du zu, weil ein guter Mensch eine Einladung nicht ausschlägt.
- Du bist bei der Arbeit schon mit Aufgaben überschüttet und sollst noch ein Projekt übernehmen. Weil du gut sein willst, traust du dich nicht, Nein zu sagen.
- Du wirst in eine politische Diskussion verwickelt, die eigentlich gegen deine Prinzipien verläuft. Du wirst aber lieber als gut wahrgenommen, als anzuecken, deshalb hältst du deine Meinung zurück oder stimmst sogar zu, um zu gefallen.
In diesen Momenten opferst du deine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Überzeugungen, um als guter Mensch wahrgenommen zu werden. Das ist erstens wirklich schade, weil du nicht permanent gut sein musst. Und zweitens: Wer entscheidet, was gut ist? Gerade in der dritten Situation bist du vielleicht für die Menschen in diesem Augenblick gut. Aber was ist für die anderen, gegen die vielleicht gerade gehetzt wurde?
Ein echter Mensch hat Facetten und ist nicht immer gut. Zumindest nicht aus der Sicht aller anderen. Überlege dir also, wer und wie du wirklich sein willst. Und auch, welchen Menschen du gefallen und ähnlich sein willst. Ist das wirklich eine stille, immer nette und höfliche Person? Oder auch mal diejenige, die heraussticht und für andere einsteht?
Du darfst selbst bestimmen, wer du bist. Und du darfst entscheiden, was gut ist. Scheiß auf den Rest!
2. Rat für die Bemüherinnen: Trau dich, unperfekt zu sein
Als Bemüherin bist du im Prinzip mit 200 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn unterwegs. Und das, obwohl es im Leben kein richtiges “ankommen” gibt. Du gibst immer 100%, wahrscheinlich sogar 110%, um alles richtig und perfekt zu machen – und damit andere genau das sehen.
Der wichtigste Ratschlag für Bemüherinnen ist, einmal weniger als 100% zu geben. Begnüge dich bei einer Sache mit 70%, vielleicht sogar nur 50%. Du wirst sehen, dass es wahrscheinlich immernoch den 100% einer Person entspricht, die kein sich bemühender People Pleaser ist.
Konkret kannst du dir vornehmen, dich so zu verhalten, als würde es niemand sehen. Würdest du dann trotzdem so Gas geben im Beruf, im Privatleben oder dabei, anderen zu helfen? Wahrscheinlich nicht, denn schließlich bist du ein People Pleaser. Du darfst in diesen Bereichen auf die Bremse treten und einfach Mal weniger machen, kein kompletter Überflieger sein. Die richtigen Menschen werden es dir vergeben.
Trau dich also, Fehler zu machen. Gib eine Aufgabe ab, die du nicht zehn Mal Korrektur gelesen hast. Stell nur deine eigene Kaffeetasse in den Geschirrspüler im Büro. Verabschiede dich früher von einer Familienfeier. Gib deinem Partner eine der Einkaufstüten in die Hand. Du musst nicht alles selbst und zu 100% perfekt machen.
Wenn du nur 70% gibst, hast du vielleicht endlich Energie übrig. Die kannst du verwenden, um zu tun, was DU wirklich willst – ohne perfekt zu sein.
3. Rat für Vermeiderinnen: Stell dich deinen Ängsten (– und Wünschen)
Als Vermeiderin hast du wahrscheinlich oft Angst vor Konflikten. Du denkst, wenn du deine Wünsche äußerst oder anderen widersprichst, dann wird das zum Streit führen. Und ein solcher Konflikt ist für dich das schlimmste überhaupt. Denn in deiner Vorstellung kann das gleich zum Bruch mit einer Person führen.
Natürlich ist für Vermeiderinnen wichtig, sich diesen Ängsten zu stellen. Du solltest aktiv mit deinen Mitmenschen in Konflikte geraten. Nur so kannst du lernen, dass ein Konflikt nichts Schlimmes sein muss. Im Gegenteil: Schauen wir uns einmal das Wort “Auseinandersetzung” genauer an. Es bedeutet eigentlich nur, sich mit einem Menschen oder einem Konfliktthema auseinanderzusetzen. Auch das vermeiden Vermeiderinnen.
Ich finde aber, dass: “Suche nach Konflikten” kein wirklich guter Ratschlag ist. Es wird sicher nicht helfen, jetzt absichtlich Konflikte zu provozieren. Deshalb finde ich einen anderen Zugang hilfreicher. Vermeiderinnen haben nämlich auch oft Angst, ihre Wünsche zu äußern. Sie wollen nicht auf Widerspruch stoßen oder sonst irgendwie negative Reaktionen riskieren.
Statt bei deinen Ängsten zu beginnen, setzen wir also bei den Wünschen an. Dafür solltest du in dich hineinhören, wenn wieder einmal das Gefühl aufkommt, dass etwas nicht nach deiner Nase läuft:
- Was willst du wirklich, wenn keiner dir widersprechen könnte?
- Was willst du wirklich, wenn keine andere Meinung zählt?
- Was willst du, wenn es keine Konflikte geben kann?
Genau hier kannst du anfangen, deine eigenen Wünsche zu äußern und auch dann zu verteidigen, wenn sie nicht sofort auf Zuspruch stoßen:
- Sprich offen aus, wenn du zum Beispiel einen Restaurant- oder Urlaubswunsch hast.
- Sag es auch, wenn ein Treffpunkt für dich unpraktisch ist und nenne deinen Wunsch.
- Deute nicht nur an, wenn du etwas willst, sondern sag es offen heraus und selbstbewusst.
Wenn daraus Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten entstehen, dann ist das gut so. Du bekommst die Gelegenheit, zu üben. Und du wirst sehen, dass man sich einigen kann und die Welt nicht davon untergeht.
Deine Wünsche auszusprechen und zu verteidigen gibt dir einen guten Grund, dich deiner Angst vor Konflikten zu stellen. Du weißt, wofür du es tust.
Im Podcast sprechen wir hier auch darüber, was ich als Vermeiderin von diesem Ratschlag halte:
4. Rat für Retterinnen: Kümmere dich um deine eigenen Probleme
Als Retterin übernimmst du wahrscheinlich oft Aufgaben, die eigentlich nicht deine sind. Du bist notorisch hilfreich und nützlich – deshalb wendet sich jeder gerne an dich. Aber du springst auch ein, wenn gar nicht danach gefragt wird. Genau das ist der Punkt, wo du gut ansetzen kannst.
Nein zu sagen, wenn jemand Hilfe braucht, ist für Retterinnen besonders schwierig. Das muss aber anfangs gar nicht sein. Achte stattdessen darauf, wann du automatisch deine Hilfe anbietest oder einfach so leistest – ohne, dass dich überhaupt jemand darum gebeten hat. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du als Retterin schon Verantwortung für Probleme übernimmst, die nicht deine sind.
Stell dir als Beispiel vor, dass dein Nachbar immer einen Müllsack vor die Tür stellt. Du gehst morgens auch mit dem Müll raus, und weil du eine Retterin bist, nimmst du ihn immer automatisch mit – du gehst ja sowieso den Weg. Eines Tages hast du keinen Müll dabei, entsorgst aber trotzdem den des Nachbarn. Du hast erfolgreich ein Problem zu deiner Aufgabe gemacht, das nicht in deinem Verantwortungsbereich liegt.
Auf diese Art wird dein Nachbar nie lernen, Verantwortung für seinen eigenen Müll übernehmen. Das nächste Mal, wenn du vor einem (symbolischen) Müllsack stehst, kannst du folgendes tun:
- Halte inne und erkenne, dass du gerade im Begriff bist, ein Problem zu deinem zu machen, das nicht deines ist.
- Überlege, warum du es tust. Hast du das Gefühl, dein Gegenüber kann es wirklich nicht, oder ist das dein Helferkomplex?
- Denk auch darüber nach, ob du vielleicht ein eigenes Problem damit verdrängst, dass du schon wieder Verantwortung übernimmst.
- Dann kümmere dich stattdessen um dein eigenes Problem und leiste nicht vorauseilende Hilfe.
Um bei unserem Beispiel zu bleiben, nervt dich wahrscheinlich, wenn der Müllsack den ganzen Tag vor der Tür steht. Statt ihn mitzunehmen, klopfst du also beim Nachbarn an und bittest darum, dass er ihn künftig gleich wegbringt. Vielleicht hört der Nachbar dann auch auf, dich ständig zu bitten, seinen Rasen auch direkt zu mähen, wenn du schon dabei bist.
Übernimm nicht mehr die Verantwortung für andere und stattdessen für dich selbst. Du darfst für dich genauso anpacken wie für andere – sogar noch viel mehr.
5. Rat für Leiderinnen: Erlaube dir, dich gut zu fühlen
Als Leiderin hast du dich wahrscheinlich daran gewöhnt, dass es dir schlecht geht. Du hast begonnen, dich mit deinen Problemen zu identifizieren. Das tun auch andere Menschen, die dich inzwischen größtenteils fragen, wie es dir mit XY geht, zum Beispiel mit chronischen Beschwerden. Du weißt nicht mehr, wie es sich überhaupt anfühlt, sich gut zu fühlen. Genau das darfst du dir aber erlauben.
Bitte versteh mich nicht falsch, wenn du dich als Leiderin wiedererkannt hast: Ich behaupte weder, dass du dir irgendetwas ausdenkst oder einbildest, noch will ich deine Beschwerden oder Probleme kleinreden. Ich weiß selbst, wie das ist, zum Beispiel mit Migräne zu leben. Es darf dir aber TROTZ dieser Beschwerden gut gehen. Du musst nicht zusätzlich unter deinem People Pleasing leiden.
Deine größte Aufgabe ist, dich in Selbstfürsorge zu üben. Achte also unter anderem darauf:
- Wozu sagst du nicht nein, quälst dich dann aber nur durch ein Treffen oder eine Aufgabe?
- In welchen Situationen geht es dir (körperlich) schlecht und wie könntest du deine Beschwerden wirklich lindern?
- Was würdest du gerne tun, wenn es dir einmal so richtig gut geht?
Vielleicht hilft besonders die letzte Frage, dich zu motivieren. Stell dir vor, du müsstest überhaupt nicht mehr leiden und dich schlecht fühlen. Was würdest du dann tun? Dieser Wunsch – vielleicht eine Reise, ein Projekt oder eine neue Sportart – können deine Motivation sein. Du darfst so lange fürsorglich mit dir selbst umgehen, bis du dir deinen Wunsch erfüllen kannst.
Am Ende wirst du hoffentlich lernen, dass sich Menschen auch dann für dich interessieren, wenn du auf dich achtest und es dir einfach Mal gut geht.
Lass uns People Pleasing verlernen
Egal welcher Typ: Wir People Pleaser haben alle die Befürchtung, dass irgendetwas Schlimmes passiert. wenn wir loslassen. Wir klammern uns so sehr an unsere People-Pleasing-Tendenzen, weil wir sonst Angst haben, die Kontrolle oder Menschen zu verlieren.
Wir sollten also alle lernen, dass wir loslassen dürfen. Weniger gut sein, weniger perfekt sein, weniger vermeiden, weniger Hilfe leisten und weniger leiden. Je öfter wir das tun, umso mehr werden wir auch sehen, dass absolut nichts Schlimmes dadurch passiert. Und falls doch, dann werden wir es überwinden.
Lass uns verlernen, wie man ein People Pleaser ist. Lass uns stattdessen lernen, wie wir uns selbst gefallen und uns gut fühlen können.
Wenn du gerade people pleasen willst, dann hör gerne bei meinem Podcast rein, abonnier ihn und schau bald wieder auf meinem Blog vorbei.
Bis dahin: Mach’s gut – aber mach’s für dich selbst!
Quelle/Buchtipp:
„Du musst nicht allen gefallen“ von Natalie Lue

