Mehr Impathie für People Pleaser

Mehr Impathie für People Pleaser

Viele People Pleaser sind sehr empathisch und haben immer die Gefühle ihrer Mitmenschen im Blick. Dabei vergessen wir oft, auch auf unsere eigenen Emotionen zu achten. Wir brauchen also mehr Impathie, um unsere eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu spüren – und nicht nur die der anderen.

Was ist Impathie?

Die meisten von uns kennen und verstehen den Begriff der Empathie. Wusstest du überhaupt, dass es auch die Impathie gibt? Ich nämlich nicht. Dabei ist Impathie mindestens genauso wichtig, um ein glückliches Leben zu führen. Das Konzept hat die Psychologin Dr. Stefanie Neubrand entwickelt.

Impathie ist die Fähigkeit, sich in sich selbst einzufühlen, sich selbst zu verstehen – und einfühlsam mit sich selbst zu sein.

Im Prinzip ist Impathie also Empathie für sich selbst: Empathie, die sich nach innen richtet. Vielleicht fragst du dich, ob das nicht selbstverständlich sein sollte. Wir fühlen eben, was wir fühlen. Aber tun wir das wirklich? Oder verdrängen wir unsere Gefühle und Bedürfnisse immer, um anderen Dingen (oder Menschen) Priorität zu geben?

Ein ganz banales Beispiel: Wie oft hast du eigentlich Hunger, musst auf die Toilette oder bist extrem müde? Und wie häufig schiebst du diese Bedürfnisse in den Hintergrund, weil du noch irgendeiner Verpflichtung nachgehen oder eine Erwartung erfüllen musst? Und das ist nur die Spitze des Eisberges unserer Gefühle und Bedürfnisse.

Warum People Pleaser mehr Impathie brauchen

Impathie ist eine sehr wichtige Fähigkeit, die viele People Pleaser leider verlernt haben. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, auf die Gefühle aller anderen zu achten, dass wir die eigenen nicht mehr richtig spüren. Fehlende Impathie kann auch dafür sorgen, dass wir keine klaren Grenzen setzen und nicht bewusst Ja oder Nein sagen. Kommt dir das bekannt vor?

Jetzt mal ehrlich: Wie oft beziehst du deine Gefühle, Wünsche oder Bedürfnisse in deine täglichen Entscheidungen ein? Und wie oft geht es um nur um deine vermeintlichen Verpflichtungen oder die Erwartungen und Bedürfnisse anderer Menschen?

Als People Pleaser ist besonders wichtig, dass wir unsere Impathie stärken. Wir müssen wieder lernen, uns zu spüren und zu verstehen. Dafür gibt es viele gute Gründe, die wir gleich besprechen, aber der erste liegt auf der Hand:

Du musst den Rest deines Lebens mit dir selbst verbringen. Deshalb bist du der wichtigste Mensch in deinem Leben. Warum solltest du also nicht Mitgefühl und Verständnis für dich aufbringen?

3 Gute Gründe für Impathie

Das alleine könnte dich schon überzeugen, wie wichtig Impathie ist. Vielleicht tut es das aber nicht, denn wir People Pleaser konzentrieren uns oft auf die anderen (ebenfalls wichtigen) Menschen in unserem Leben, statt auf uns selbst. Deshalb habe ich drei weitere gute Gründe für dich, deine Impathie zu stärken.

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1. Impathie schützt unsere Gesundheit

Wir haben bereits besprochen, dass People Pleasing auf Dauer krank machen kann. Das liegt auch daran, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse dauernd ignorieren. Wir hören nicht darauf, ob wir überlastet oder überfordert sind. Denn wir sind zu sehr damit beschäftigt, allen zu gefallen und auf alle anderen Rücksicht zu nehmen.

Impathie bedeutet, mehr Rücksicht auf dich selbst zu nehmen. Indem du einfühlsam mit dir bist und deine eigenen Bedürfnisse erfüllst, trägst du zu deiner Gesundheit und zu deinem Wohlbefinden bei. Es ist nämlich wichtig, dass es dir gut geht. Deshalb darf deine Gesundheit auch Priorität haben.

2. Durch Impathie kannst du für andere da sein

Wahrscheinlich hast du es auch schon oft gehört, aber es kann nicht oft genug gesagt werden:

Du kannst dich nur gut um andere kümmern, wenn es dir selbst gut geht.

Wenn du aus deinen People-Pleasing-Tendenzen nur schwer rauskommst, kannst du an dieses Argument denken. Du brauchst Selbstfürsorge, um langfristig für andere da zu sein. Denn sonst sind deine Batterien leer und dein Motor ausgebrannt. Dann kannst du niemandem mehr helfen.

Impathie ist also wichtig, um deine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und deine Gesundheit zu fördern. Davon profitieren auch die Menschen in deinem Leben, die dich brauchen. 

3. Impathie hilft gegen People Pleasing

Der dritte Grund geht in die andere Richtung – Impathie kann auch gegen deine People-Pleasing-Tendenzen helfen. Wir People Pleaser haben nämlich oft den Kontakt zu unseren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen verloren. Durch Impathie finden wir zurück zu ihnen.

Durch wachsendes Mitgefühl und Verständnis für dich selbst, findest du vielleicht zurück zu dir: Was ist dir eigentlich wichtig? Was brauchst und willst du vom Leben? Wo liegen deine Grenzen – und wann sind sie überschritten? Welche Werte sind dir besonders wichtig?

Je besser du dich selbst kennenlernst, umso mehr kann sich People Pleasing falsch anfühlen. Denn dabei gehst du ja über deine Grenzen und Bedürfnisse hinweg, um es anderen recht zu machen. So kommst du vielleicht auch zu einer weiteren Frage: Willst du überhaupt allen gefallen? Die Antwortet lautet wahrscheinlich “Nein”. 

5 Tipps, um deine Impathie zu stärken

Für mehr Impathie müssen wir lernen, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen. Das ist nicht einfach, denn wir haben viel zu lange versucht, sie zu unterdrücken. Dass wir gerade etwas brauchen oder wollen, ist nämlich lästig, wenn wir mitten im People Pleasing stecken. Also haben wir die Signale unterdrückt und vielleicht sogar verlernt, darauf zu hören.

Die folgenden Tipps sollen uns People Pleasern dabei helfen, unsere Impathie zu stärken. Dabei handelt es sich um einen Prozess: Es ist weder eine einmalige Angelegenheit noch wird es sofort wirken. Aber du wirst langsam lernen, dich wieder mehr zu spüren – denn als Kinder konnten wir das schließlich alle, bevor wir in unsere gelernten Muster verfallen sind.

1. Achtsamkeit üben

Impathie hat viel mit Achtsamkeit zu tun. Nur wenn du dir gegenüber achtsam bist, kannst du deine Gefühle und Bedürfnisse wirklich spüren. Ansonsten gehen sie schnell im täglichen Stress unter und du merkst am Ende nur, dass du schon wieder keine Pause gemacht, nichts gegessen oder dich nicht bewegt hast.

Du brauchst gar nicht viel für einen Moment der Achtsamkeit – es reicht eben wirklich ein Moment, den du bewusst wahrnimmst. Du kannst zum Beispiel deine Augen schließen, jede Ablenkung aussperren und in dich hinein fühlen: Wie fühle ich mich? Was brauche ich gerade? Welche Bedürfnisse habe ich?

Mit der Zeit wird es dir immer leichter fallen, deine Bedürfnisse zu erkennen.

2. Nutze ein Journal

Viele einzelne achtsame Momente können ein großes Bild davon ergeben, wie es dir wirklich geht. Du kannst deine imphatischen Fähigkeiten auch stärken, indem du ein Journal führst. Wie in einem Tagebuch kannst du darin festhalten, wie es dir am jeweiligen Tag gegangen ist.

Warst du besonders müde? Hat dich etwas verärgert, erfreut oder genervt? Wann ging es dir gut und wann eher schlecht? Je mehr du dich mit deinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigst, umso bewusster kannst du sie wahrnehmen. Das Aufschreiben hilft außerdem, die Gedanken loszuwerden, statt sie im Kopf kreisen zu lassen.

Durch Journaling nimmst du bewusst wahr, wie es dir geht – und warum.

3. Erlaube dir deine Emotionen

Wir haben bereits beim Thema Wut darüber gesprochen, dass People Pleaser oft ihre Emotionen unterdrücken, um allen zu gefallen. Wir wollen nicht wütend sein, da wir andere verärgern könnten. Wir zeigen unsere Trauer nicht, damit sich andere nicht schlecht fühlen. Oder wir behalten sogar unsere Freude für uns, wenn sich andere gerade nicht freuen.

In diesen Situationen stellen wir die Empathie über die Impathie: Was andere fühlen ist uns wichtiger als unsere eigenen Emotionen. Wir erlauben uns nicht, selbst etwas zu fühlen. Doch genau darum geht es jetzt: Uns unsere Emotionen zu erlauben, statt sie zu unterdrücken.

So ärgerst du dich beispielsweise nicht mehr, dass du emotional auf etwas reagiert hast. Es ist dein gutes Recht, emotional zu sein! 

4. Achte auf eine positive innere Stimme

Wir People Pleaser sind oft unsere größten Kritiker. Während wir anderen nicht unsere (negative) Meinung sagen, ist die innere Stimme oft besonders niederschmetternd. Wir machen uns selbst dafür fertig, dass wir etwas falsch gemacht oder falsch reagiert haben. Wir ärgern uns, dass wir nicht allen gefallen haben. Und dann ärgern wir uns, dass wir solche People Pleaser sind.

Impathie bedeutet auch, wohlwollend mit dir selbst zu sprechen. Statt dich immer dafür zu kritisieren, wie du dich gefühlt oder verhalten hast, zeigst du dir selbst Verständnis. Eben genau so, wie du es als People Pleaser auch für andere Menschen tust. Denn wir selbst sind nicht nur der wichtigste Mensch in unserem eigenen Leben. Wir sind auch die Person, mit der wir die meisten (Selbst-)Gespräche führen.

Sprich also positiv und verständnisvoll mit dir selbst – als wärst du deine eigene beste Freundin.

5. Hab Verständnis für dich

Genau wie bei der Empathie kann auch die Impathie in Mitleid umspringen. Wenn du dich selbst bemitleidest, bringt dich das aber nicht weiter. Es geht also nicht darum, in negativen Gefühlen zu versinken und quasi in Selbstmitleid zu baden. Das hält auf Dauer wahrscheinlich niemand aus.

Stattdessen geht es darum, Verständnis für dich selbst aufzubauen. Du gehst also einen Schritt zurück und betrachtete deine Gefühle auch aus einer Meta-Perspektive. Es geht auch darum, das “Warum” hinter deinen Emotionen und Gedanken zu verstehen. Das gibt dir auch die Möglichkeit, entsprechend zu handeln. Zum Beispiel:

  • Etwas verändern: Indem du verstehst, woher deine Gefühle kommen, kannst du die Ursachen verändern. Wenn zum Beispiel eine Person immer wieder dafür sorgt, dass es dir schlecht geht, kannst du dich von ihr fernhalten. Vielleicht hast du bisher noch gar nicht die Verbindung zwischen der Ursache und der daraus entstandenen Emotion gesehen – denn dafür musst du deine Gefühle bewusst wahrnehmen.
  • Dich annehmen: Du musst aber nicht alles verändern. Vielleicht lehnst du aktuell Teile von dir ab, die einfach zu dir gehören. Nehmen wir zum Beispiel an, dass eine Person oft aus Wut weint und sich darüber ärgert, dass sie so nahe am Wasser gebaut ist, wenn sie eigentlich Ärger verspürt. Solche Dinge lassen sich nicht immer verändern. Aber du kannst dich so annehmen, wie du bist. Durch Selbstakzeptanz wird es einfacher, mit dir selbst zu leben und deine Gefühle zuzulassen.

Durch mehr Verständnis für dich selbst kannst du dich verändern oder so annehmen, wie du bist.

Imphatisch sein – und handeln

Mehr Gefühl und Verständnis für uns selbst zu haben, ist also wichtig. Wie du deine Impathie stärken kannst, weißt du jetzt auch. Genauso wichtig ist aber, dann auch danach zu handeln. Es nützt dir wenig, wenn du deine Bedürfnisse kennst, sie aber nicht erfüllst.

Damit ist Impathie auch die Grundlage für deine Selbstfürsorge. Nutze das Verständnis für dich selbst, um etwas für dich zu machen. Genauso, wie du Empathie nutzen würdest, um deinen Liebsten etwas Gutes zu tun. Durch Impathie kannst du lernen, was du gerade brauchst und willst. 

Das beginnt schon damit, etwas zu essen, wenn du Hunger hast. Auch wenn dann eine Aufgabe kurz warten muss. Es geht zum Beispiel so weiter, dass du Termine absagst, wenn es dir nicht gut geht – auch wenn du damit kein People Pleaser bist und andere enttäuschen musst. Und es kann so weit gehen, dass du Menschen aus deinem Leben streichst, die sich nie für deine Gefühle und Bedürfnisse interessieren.

So sagen wir den People-Pleaser-Tendenzen durch Impathie den Kampf an.

Mehr Impathie für People Pleaser

Impathie bezeichnet also das Einfühlungsvermögen und das Verständnis für unsere eigenen Gedanken und Gefühle. Als People Pleaser verlernen wir oft, auf unsere Bedürfnisse zu hören. Wir sind zu sehr damit beschäftigt, uns empathisch in andere hineinzufühlen und ihre Wünsche zu erfüllen, um allen zu gefallen.

Wenn du gerade people pleasen willst, dann hör gerne bei meinem Podcast rein, abonnier ihn und schau bald wieder auf meinem Blog vorbei.

Bis dahin: Mach’s gut – aber mach’s für dich selbst!

https://open.spotify.com/episode/2YEU1CgtCuEDxfhoxRWQsL?si=a89b93527f5d4b62

Quellen/Buchtipps:
„People Pleasing“, Dr. Ulrike Bossmann
„Du musst nicht allen gefallen“, Natalie Lue


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