Sind Frauen die besseren People Pleaser?

Sind Frauen einfach bessere People Pleaser?

People Pleaseing betrifft besonders Frauen. Da sind sich alle Bücher, Podcasts & Co einig, die ich bisher zum Thema gelesen und gehört habe. Natürlich gibt es auch männliche People Pleaser, aber nicht ganz so viele. Heute sprechen wir darüber, warum People Pleasing oft ein weibliches Phänomen ist. Denn das ist wichtig, um Muster zu durchbrechen – auch für die nächsten Generationen.

Eines vorweg: Ich schreibe viel von „Frauen“. Was ich damit eigentlich meine, sind weiblich sozialisierte und/oder weiblich gelesene Personen. Auch der Begriff “FLINTA” ist hier passend. Denn es geht heute vor allem darum, dass wir als Frauen wahrgenommen und behandelt werden. 

Sind Frauen geborene People Pleaser?

Man könnte glauben, dass Frauen von Natur aus die stärkeren People-Pleasing-Tendenzen haben. Uns wird oft nachgesagt, dass wir emotionaler und einfühlsamer sind. Das zeigt sich zum Beispiel am Arbeitsplatz, wenn von Frauen erwartet wird, die empathische und vermittelnde Position im Team einzunehmen.

Gleichzeitig sind Frauen oft auch fürsorglicher. Wir Frauen kümmern uns öfter um andere, übernehmen einen Großteil der Care-Arbeit, achten immer auf die Bedürfnisse unserer Mitmenschen. Und, hier kommt das People Pleasing erst richtig ins Spiel: Wir vernachlässigen dafür auch unsere eigenen Bedürfnisse. 

Es mag durchaus stimmen, dass wichtige Fähigkeiten für das People Pleasing angeboren sind: beispielsweise Empathie oder Hilfsbereitschaft. Erstens würde das aber noch lange nicht bedeuten, dass wir keine Grenzen setzen und uns für andere aufopfern. Und zweitens wäre das viel zu kurz gegriffen, denn unsere Erziehung und gesellschaftliche Prägung hat große Auswirkungen auf unser Verhalten. 

Bevor wir über die Erziehung sprechen, werfen wir aber noch einen Blick in die Geschichte. 

Weibliches People Pleasing hat Tradition 

Frauen hatten über Jahrhunderte hinweg keine andere Wahl, als anderen zu gefallen. Nicht den Erwartungen an eine Frau zu entsprechen, hat uns jegliche Chance auf ein halbwegs gutes Leben genommen. Wir mussten Heiratsmaterial sein, sonst hatten wir keine Zukunft. Außerdem war unsere Rolle in der Familie die der People Pleaserin, die sich um alle kümmert. Wer sich gegen das People Pleasing entschied, wurde zum Beispiel zur Hexe erklärt und verbrannt oder ertränkt.

Dass Frauen auch ganz ohne Mann existieren können, ist ziemlich neu, wenn man die ganze Menschheitsgeschichte hernimmt. In Österreich durften Frauen erst ab 1957 ein eigenes Bankkonto eröffnen. Bis in die 1970er-Jahre haben Frauen die Erlaubnis ihres Ehemannes gebraucht, um arbeiten zu dürfen. Auch das Wahlrecht oder das Recht zu studieren sind alles andere als traditionell. 

Dass wir heute selbstbestimmt leben dürfen, haben wir dem Feminismus und dem Kampf starker Frauen zu verdanken. Ich bin bereits in einer Welt aufgewachsen, in der ich zumindest das Gefühl hatte, dass für mich als Frau alles möglich ist. Aber, und das dürfen wir bei diesem Thema nicht vergessen: Wir werden stark von älteren Verwandten geprägt. Auch wenn es ein, zwei oder drei Generationen zurückliegt: Unsere Vorfahren wurden noch in Zeiten sozialisiert und geprägt, die anders waren. Genau das nimmt eben auch Einfluss auf unsere Erziehung.

Wir werden zu People Pleasern erzogen

Wir haben bereits darüber gesprochen, das People Pleasing oft ein gelerntes Verhalten ist. In unserer Kindheit haben wir gelernt, wie wir uns zu verhalten haben. Wir lernen das, indem wir andere beobachten. Wir lernen aber auch daraus, welche Konsequenzen unser Handeln hat. Und durch welches Verhalten wir den Erwartungen anderer entsprechen und negative Erfahrungen verhindern.

Dabei, und das ist für unser heutiges Thema wichtig, werden die meisten Mädchen schon in sehr jungem Alter anders behandelt als die meisten Jungen. Es gibt natürlich immer Ausnahmen, aber generell gibt es in unserer Gesellschaft unterschiedliche Erwartungen an Mädchen und Jungs. People Pleasing wird weiblichen Kindern vorgelebt und regelrecht eingetrichtert. 

Um das zu verstehen, sehen wir uns einige Beispiele an, wie die Erziehung und Prägung im Kindesalter besonders bei Mädchen zu People-Pleasing-Tendenzen führen können.

1. Wir müssen uns kümmern

People Pleasing bedeutet oft, die Bedürfnisse anderer Menschen über die eigenen zu stellen. (Auch, wenn People Pleasing ansich unserer eigenen Bedürfnisse nach Bindung und Selbstwertschutz bedient.) Dabei wird oft auch von Mädchen sehr früh erwartet, sich zu kümmern. Wir bekommen das sprichwörtlich in die Wiege gelegt.

Große Schwestern sorgen sich eher um ihre kleineren Geschwister. Mädchen helfen im Haushalt oder beim Kochen, während das von Jungs vielleicht weniger erwartet wird. Oder warum können manche erwachsenen Männer noch immer keine Waschmaschine bedienen? Sogar beim Spielzeug gibt es Unterschiede. Mädchen bekommen eine Baby Born, die ihnen das Kümmern beibringt oder sie schieben einen Mini-Kinderwagen herum. Jungs spielen mit Superhelden-Figuren oder fahren im Mini-Ferrari durch die Gegend (kein Scherz!). 

Gleichzeitig bekommen wir vorgelebt, dass sich auch die erwachsenen Frauen mehr kümmern. Wenn Mütter immer die Care-Arbeit übernehmen und den Mental Load tragen, hinterlässt das den Eindruck, das müsste so sein. (Und das muss es ja auch, wenn Männer nicht mal die Wäsche waschen können.) Auch Großmütter sind oft besonders engagiert – ohne Frauen, die kostenlose Care-Arbeit leisten, ginge in unserer Gesellschaft gar nichts.

2. Wir müssen optisch gefallen

People Pleasing bedeutet auch, sich anzupassen und die Meinung anderer oft über die eigene zu stellen. Passend dazu bekommen wir schon als kleine Mädchen beigebracht, dass wir gut aussehen müssen. Viel zu früh geht es bei Mädchen darum, ob wir optisch anderen gefallen. Das wird durch Social Media nur noch schlimmer.

Auch hier zeigt sich ein Unterschied, wenn man für Mädchen oder Jungen einkaufen geht. Für Mädchen gibt es verzierte und verschnörkelte Kleidchen, Röcke & Co. Das ist ja eigentlich schön, aber es gibt auch viel zu kurze Hotpants und winzige Bikinis für kleine Mädchen. 

Selbst auf T-Shirts steht dann oft sowas wie “ciao bella”, “sweet and cute” oder “happy & lovely”. Bei Jungs finden sich eher wieder Superhelden und Sprüche wie “space adventures”, “best player” oder “explore, discover, protect”. Kein Witz, ich habe das gerade in ein und demselben Online-Shop für Mädchen und Jungs recherchiert. Besonders schön finde ich auch die Gegenüberstellung von “Love is my super power” vs. “Trex monster dangerous attack”.

Indem wir schon als Mädchen auf unser Äußeres (und auf love als unsere super power) reduziert werden, beugen wir uns schon früh der Erwartung, allen zu gefallen. Dabei geht es um den Male Gaze, also, dass Frauen sich so anziehen, schminken und präsentieren müssen, dass es Männern gefällt. Aber auch der “Mom Gaze” spielt eine Rolle. Das ist der kritische Blick der eigenen Mutter oder anderer älterer Frauen, oft aus der Familie, die junge Mädchen und Frauen kritisch beäugen und oft auch kritisieren.

Es bleibt die Botschaft: Du musst optisch allen gefallen – und eben entsprechend aussehen.

3. Wir müssen uns benehmen

Unser Aussehen ist wichtig, aber nicht alles. Als Mädchen müssen wir uns oft auch anders benehmen. Beziehungsweise: Wir müssen uns überhaupt öfter benehmen als Jungs. Oft wird von Mädchen erwartet, dass sie weniger ausgelassen spielen und toben. Wir sollen lieber unsere Barbies stylen (und dabei für uns selbst üben), als im Dreck zu spielen. Zumindest ab einem gewissen Alter.

Sich “benehmen” ist aber nicht nur beim Spielen wichtig. Auch die Art und Weise, wie wir unsere Emotionen zeigen dürfen, ist oft unterschiedlich. Wenn Mädchen wütend werden und schreien, dann werden wir schnell als hysterisch oder zickig abgestempelt. Wir sind dann schwierig und müssen eben lernen, uns zu benehmen. Dabei schwingt immernoch mit: Sonst will uns am Ende kein Mann haben. Von Jungs wird viel weniger erwartet, ihre Emotionen im Griff zu haben. Sie dürfen wütend sein.

So lernen wir schon als Mädchen, dass wir unsere Gefühle nicht zeigen dürfen – jedenfalls, wenn es sich um negative Gefühle wie Wut und Ärger handelt. Aber wir haben eine Vorteil gegenüber Jungs: Wir dürfen weinen und traurig sein. Das wird nämlich Mädchen eher erlaubt. Es ist fast, als würde man uns auf ein Leben voller Trauer und emotionaler Schmerzen vorbereiten – und Jungs auf ein Leben voller Wut.

Und natürlich bereitet uns das auch auf ein Leben als People Pleaser vor.

4. Wir müssen uns schämen

Wenn wir die bereits erwähnten Erwartungen nicht erfüllen, also hübsch auszusehen und uns zu benehmen, wie es sich für Mädchen gehört, erfahren wir oft Beschämung. Hier ist der “Mom Gaze” nochmal wichtig, denn Frauen können untereinander wirklich erbarmungslos sein. So kann es passieren, dass wir genau von unseren Mütter und Großmüttern darauf hingewiesen werden, dass wir optisch nicht den Erwartungen entsprechen. Und dann kommt die Scham.

Auch für das falsche Verhalten werden wir oft beschämt. Als Mädchen gelten wir viel zu schnell als zu laut, zu schwierig, zu zickig oder so, als würden wir immer im Mittelpunkt stehen wollen. Dabei stecken hinter diesen Verhaltensweisen oft genug unbefriedigte Bedürfnisse – zum Beispiel nach Aufmerksamkeit. Indem wir dafür verurteilt werden, lernen wir erstens, uns für uns selbst zu schämen. Und wir lernen zweitens, dass es besser ist, die eigenen Bedürfnisse nicht zu zeigen.

Dass besonders Frauen zu People Pleasern werden, kann also auch mit der Scham zusammenhängen, die wir als Mädchen empfinden. Dafür, dass wir so sind, wie wir sind, oder brauchen, was wir brauchen. Das geht übrigens auch über uns selbst hinaus. Denn wir lernen auch bereits als Kind, dass wir uns für Dinge schämen sollten, die für die meisten zum Frausein dazu gehört – zum Beispiel unsere Periode oder unsere Brüste.

5. Wir müssen allen gefallen

Das alles zusammen führt dazu, dass wir schon als Mädchen merken: Wir müssen allen gefallen. Wir passen unser Aussehen und unser Verhalten an die Erwartungen an, die an Frauen schon als Kinder gestellt werden. Sich dagegen zu wehren, ist wirklich anstrengend und schwierig – es ist kein Wunder, wenn viele von uns das nicht tun.

Hier kommt nämlich noch eine weitere Sache dazu: Wir bekommen schon als Mädchen beigebracht, dass sich Nein sagen nicht gehört. Natürlich sollen wir nicht mit Fremden sprechen oder mitgehen. Aber später haben wir mit People Pleasing nicht die größten Probleme, wenn es um Fremde geht. 

Vielen Mädchen wird beigebracht, dass man sich beispielsweise gegen Körperkontakt nicht wehrt, wenn es um die Familie geht. Der Großonkel, der dir in die Wange kneift? Die komisch riechende Großtante, die dich immer umarmen will? Als Mädchen lernen wir nicht, dass wir die Möglichkeiten haben, uns dagegen zu entscheiden. Wir lernen nicht, dass wir Grenzen setzen dürfen, wenn etwas über unsere Grenzen geht und wir etwas nicht wollen.

Brave Mädchen sagen eben nicht “Nein”, wenn jemand etwas von ihnen will. Und genau das ist der perfekte Nährboden für unsere People-Pleasing-Tendenzen. 

Ist es jetzt noch ein Wunder, dass besonders Frauen zu People Pleasern werden? 

People Pleasing und toxische Weiblichkeit

Ich denke nicht, dass viele Eltern, Großeltern & Co uns absichtlich in diese Richtung erziehen oder drängen. Es soll hier auch nicht um Schuld gehen, denn spätestens als Erwachsene sind wir für unser eigenes Verhalten selbst verantwortlich. Und wir können es ändern.

Aber es ist eine Tatsache, dass mit Mädchen und Jungs oft unterschiedlich umgegangen wird. Das bedeutet nicht, dass es für Jungs unbedingt besser ist: Sie bekommen oft den Eindruck, immer stark sein zu müssen und keine Gefühle zeigen zu dürfen. Oder zumindest andere, denn Jungs dürfen wütend sein, aber nicht traurig oder ängstlich. Das kann sich später in toxischer Männlichkeit zeigen, die immer mutig, immer stark und möglichst gefühlsarm sein muss. Genau das entsteht eben aus der Erziehung und Prägung.

Genauso gibt es auch eine toxische Weiblichkeit. Dieser Begriff wurde von Sophia Fritz besetzt: Ganz absichtlich, denn sie wollte die toxische Weiblichkeit zu einem Begriff aus dem Feminismus machen, bevor er anders definiert wird. Wir Frauen zeigen nämlich verschiedene toxische Verhaltensweisen – oft besonders untereinander. 

Sie hängen mit allem zusammen, worüber wir gerade gesprochen haben. Wir und unser Verhalten sind stark geprägt von den Erwartungen der patriarchalen Gesellschaft, in der wir großgezogen wurden und an die wir uns anpassen. Wir alle sind so sozialisiert worden, dass wir einen kritischen Blick auf andere Frauen haben, während wir uns selbst klein halten oder überhöhen.

In ihrem Buch “Toxische Weiblichkeit” definiert Sophia Fritz verschiedene Typen. Einige davon haben durchaus People-Pleaser-Tendenzen, die wir jetzt kurz besprechen. Dabei gehen wir nur auf die Aspekte der toxischen Weiblichkeit ein, die direkt mit People Pleasing zu tun haben. Im Buch geht es natürlich um viel mehr, und ich kann jeder Frau empfehlen, es zu lesen. Es ist auch nicht so, dass wir unbedingt zu einem dieser Typen gehören. Viele von uns tragen verschiedene Formen der toxischen Weiblichkeit in uns, die wir nach Bedarf einsetzen können.

1. Das gute Mädchen

Das gute Mädchen ist im Prinzip die Personifizierung des People Pleasings. Sie will es allen recht machen, alle Erwartungen erfüllen, dabei immer lieb und gehorsam sein – kurz, sie will allen gefallen. Dabei bleibt das gute Mädchen beispielsweise auch in unglücklichen Beziehungen oder unangenehmen Situationen , denn sie will niemanden vor den Kopf stoßen.

Auch Sophia Fritz betont dabei, dass wir nicht weniger Empathie und mehr Konflikte brauchen. Was dem guten Mädchen wirklich fehlt, ist aber ihre Authentizität. Sie kann sich so gut an andere Menschen anpassen, dass sie nicht mehr sie selbst ist, sich gar nicht mehr wiedererkennt. Denn sie hat schließlich Angst, sonst nicht zu gefallen oder Konflikte zu riskieren. So verhindert sie aber echte Verbindungen und Beziehungen. 

Sophia Fritz schreibt dazu noch, dass sich der Selbstschutz des guten Mädchens als Empathie tarnt. Indem sie immer mit anderen mitfühlt, muss sie keinen eigenen Standpunkt vertreten.

Wenn das mal nicht der Inbegriff des People Pleasings ist.

2. Die Mutti

Auch die Mutti hat People-Pleasing-Tendenzen. Sie kümmert sich immer um andere und opfert sich dabei komplett auf – meistens für ihre Familie. Dabei verhält sich die Mutti, als hätte sie überhaupt keine eigenen Bedürfnisse. Selbst wenn ihr Hilfe angeboten wird, lehnt sie diese ab, um sich später (zumindest innerlich) zu beschweren, dass ihr niemand hilft. Gewissermaßen übt sie durch diese Fürsorge auch Macht aus, denn sie ist unangefochten gut.

Dieses Kümmern um andere und vernachlässigen der eigenen Bedürfnisse ist People Pleasing. Natürlich machen Mütter das, weil ihnen das Wohl der Familie wirklich am Herzen liegt. Dabei aber nie um Hilfe zu bitten und sich vielleicht sogar zu schämen, dass man nicht alles perfekt macht, gehört zu den People-Pleasing-Tendenzen der Mutti. Es ist so tabuisiert, nicht immer eine gute Mutter zu sein, dass die Mutti sich das nie erlauben würde. 

3. Das Opfer

Das Opfer nutzt, wie Sophia Fritz schreibt, “stereotype weibliche Strategien, um Konfliktsituationen für sich zu entscheiden”. Es gewinnt den Streit, weil es keine Schuld tragen kann – es ist schließlich das Opfer. So nutzt das Opfer beispielsweise Tränen, um einen Vorteil zu bekommen, etwa, wenn es von der Polizei angehalten wird.

Dabei ist das Opfer besonders von Scham geprägt. Wie wir ja wissen, können auch Erfahrungen mit großer Scham zu People-Pleasing-Tendenzen führen. Auch das Opfer versteckt und verschweigt vieles, um sich vor negativen Reaktionen zu schützen. Es möchte eigentlich nicht als Opfer wahrgenommen werden, um weitere Beschämung zu vermeiden.

Eine weitere Parallele zum People Pleasing sehe ich beim Opfer darin, dass es seine Wut nicht äußern kann. Als Opfer fühlt es Angst und Trauer – und zeigt diese Emotionen oft auch. Es lässt aber nie seine Wut heraus: Stattdessen wird es passiv-aggressiv oder nutzt emotionale Erpressung, um seinen Willen zu bekommen.

4. Die Powerfrau

Die Powerfrau – ein Begriff der sehr kritisch zu betrachten ist, denn jede Frau hat Power – erscheint auf den ersten Blick nicht als People Pleaserin. Sie hat alles im Griff, schafft alles ohne Probleme und ist gleichzeitig immer im Stress. Die Powerfrau hat Macht und muss diese permanent verteidigen, um nicht ihren Status zu verlieren, also nicht mehr zu den Powerfrauen zu zählen.

Dabei, so Sophia Fritz, ist die Powerfrau das erwachsen gewordene gute Mädchen. Nur ist die Powerfrau nicht mehr lieb, nett und angepasst – sie ist stark, unabhängig, ignoriert oft ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Dahinter steckt aber eben das gute Mädchen, das zur Bescheidenheit erzogen wurde.

So gibt es doch einen Aspekt des People Pleasing, den ich in der Powerfrau sehe. Sie darf nämlich unter keinen Umständen nicht perfekt sein oder Hilfe brauchen. Genau das trifft auch auf viele People Pleaser zu, die versuchen, sich hinter einer perfekten Fassade zu verstecken, um allen zu gefallen.

5. Wer kein People Pleaser ist, ist eine Bitch

Es gibt einen Typen der toxischen Weiblichkeit, der keine People-Pleaser-Tendenzen hat. Und, wie sollte es anders sein: es ist die Bitch. Sie kümmert sich nicht darum, was andere von ihr halten. Oder sie versucht sogar aktiv, nicht zu gefallen und sich von Erwartungen zu befreien. 

People Pleasing ist also weiblich

Aber was machen wir jetzt mit dieser Information? Meistens gebe ich ja Tipps, wie wir unsere People-Pleasing-Tendenzen verändern oder verringern können. Heute nicht. Denn ich denke, dass es nicht ausreicht, wenn sich jede Einzelne von uns selbst herauskämpft, ihr People Pleasing und ihre toxische Weiblichkeit ablegt. Dann heißt es wieder “jede gegen jede” – und genau da möchte uns das Patriarchat sehen: im Konkurrenzkampf gegeneinander.

Ich denke wir müssen gemeinsam etwas daran verändern, wie Frauen schon als junge Mädchen sozialisiert werden. Dass wir dazu erzogen werden, gute Mädchen zu sein, die allen gefallen. Dass wir von Muttis erwarten, perfekte  Mütter zu sein. Dass wir Powerfrauen hervorheben und unter Druck setzen, als wäre nicht jede von uns stark. Dass wir Opfer alleine lassen, statt gemeinsam die Wut rauszulassen. Dass wir jede Frau zur Bitch erklären, die eben nicht die perfekte People Pleaserin ist.

Es hat sich sicher schon viel getan in den letzten Jahrzehnten, wenn es um unsere Erziehung und Prägung geht. Aber jede Generation trägt die Verantwortung, noch mehr zu verändern.

Weil das viel zu unkonkret ist, trotzdem noch ein paar nächste Punkte, die wir sofort umsetzen können:

  1. Literatur lesen, die uns weiterbringt, eben zum Beispiel “Toxische Weiblichkeit” von Sophia Fritz. Aber auch “Es kann nur eine geben” von Carolin Kebekus oder “Die Wolfsfrau” von Clarissa Pinkola Estés. Schreibt gerne weitere Bücher in die Kommentare, die wir alle lesen sollten.
  2. Toxische Weiblichkeit und überangepasstes People Pleasing erkennen – bei uns selbst und anderen Frauen. Und das auch wirklich ansprechen. Zum Beispiel, wenn du das Gefühl hast, jemand (oder du selbst) traut sich nicht, um Hilfe zu fragen.
  3. Weniger People Pleasing erwarten, von uns selbst und von anderen Frauen. Erobern wir das “Bitch-Sein” weiter für uns, wenn es bedeutet, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen und sich nicht den Erwartungen anderer zu fügen.
  4. Jungen Mädchen beibringen und vor allem vorleben, dass man Nein sagen kann, Grenzen setzen kann, Bedürfnisse haben darf und nicht jede Erwartung erfüllen muss. Schon gar nicht von Männern, die das als ihr Recht betrachten.
  5. Alle weiteren Tipps befolgen, die wir so im Podcast besprechen: Vom Zeigen unserer Wut über weniger Entschuldigungen bis zum Nein-Sagen. Denn dieser Podcast ist besonders für Frauen gedacht – und damit auch alle Tipps, die wir besprechen.

Wenn du gerade people pleasen willst, dann hör gerne bei meinem Podcast rein, abonnier ihn und schau bald wieder auf meinem Blog vorbei.

Bis dahin: Mach’s gut – aber mach’s für dich selbst!

Quellen/Buchtipps:
„Toxische Weiblichkeit“, Sophia Fritz
„Es kann nur eine geben“, Carolin Kebekus
„Die Wolfsfrau“, Clarissa Pinkola Estés
„Du musst nicht allen gefallen“, Natalie Lue
„People Pleasing“, Dr. Ulrike Bossmann


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