Die Weihnachtsfeiertage sind ja angeblich so besinnlich und gemütlich. Aber für viele bedeutet Weihnachten auch viel Familienkontakt. Und das wiederum kann uns in alte Verhaltensmuster zurückwerfen. People Pleasing kommt schließlich oft aus der Kindheit. Also sprechen wir heute über Frohe Feiertage für People Pleaser. Oder: Was wir tun können, damit es wirklich frohe Weihnachten werden.
Natürlich ist das alles nicht auf Weihnachten begrenzt. Was wir jetzt besprechen, kann für jeden Familienbesuch gelten – das ganze Jahr über. Du kannst dir alles über die fröhlichen Feiertage für People Pleaser auch als Podcast-Folge anhören.
Weihnachtszeit ist People-Pleasing-Zeit
Es ist wirklich kein Wunder, dass wir zur Weihnachtszeit besonders anfällig für unsere People-Pleasing-Tendenzen werden. Wer weggezogen ist und sich räumlich abgegrenzt hat, fährt vielleicht für mehrere Tage in die Heimat. Damit wird man sofort in die Rolle des Kindes zurückversetzt, vielleicht schläft man sogar im Kinderzimmer. Dann ist es nur logisch, dass man in alte Verhaltensmuster verfällt. Schließlich fehlt plötzlich auch die räumliche Grenze.
Andere haben vielleicht sowieso immer engen Kontakt zur Kernfamilie. Aber dann finden zu Weihnachten auch diverse größere Familienfeiern statt. Man kommt vielleicht mit entfernten Verwandten in Kontakt oder ist bei der Schwiegerfamilie zu Besuch. Dann prasseln Erwartungen, Meinungen und Co auf uns ein, während wir einfach nur ein Weihnachtsfest genießen wollen. Auch hier kann es schwierig sein, das People Pleasing sein zu lassen.
Feiertage ohne People Pleasing – geht das?
Falls du zu manchen dieser Feiern wirklich nicht gehen willst, hier ein kleiner Reminder: Wenn du erwachsen bist, darfst du selbst entscheiden! Du musst zu keiner Familienfeier. Wirklich nicht. Du kannst die wichtigen Verwandten auch einzeln besuchen oder dich über die Feiertage einfach mal auf einer karibischen Insel erholen. Niemand kann dich zwingen, anwesend zu sein!
Der entscheidende Punkt ist aber, was du willst. Willst du nicht zur Familienfeier? Dann lass es. Willst du hingehen? Dann geh hin. Aber dann lass uns die Feiertage zu einer kleinen Übung machen. Du musst dein People Pleasing jetzt natürlich nicht komplett ablegen, damit deine Feiertage fröhlich werden. Aber es ist eine gute Gelegenheit, ein bisschen den Anti-People-Pleasing-Muskel zu trainieren.
Schluss mit People Pleasing!
Die Zeit mit der Familie ist tatsächlich ein guter Moment, um ein bisschen zu üben. Nämlich dann, wenn es dir wirklich wichtig ist. Was würde deine Feiertage besser machen? Was auch immer es ist: Du hast es dir verdient. Statt also ins People Pleasing zu verfallen, können wir ein bisschen mehr auf unsere eigenen Weihnachtswünsche achten.
Der wichtigste Tipp für fröhliche Feiertage ist also, in dich hineinzuhören. Was brauchst du wirklich? Wie willst du deine Zeit verbringen? Egal, wer Erwartungen an dich hat: Es sind auch deine Feiertage!
Weihnachts-Aufgaben für People Pleaser
Damit es etwas konkreter wird, habe ich einige Aufgaben für dich. Du kannst selbst aussuchen, welche davon für dich passend sind – und welche nicht. Denn manches davon kann Stress bedeuten. Den brauchst du über die Feiertage nicht. Anderes kann realtiv einfach mehr Zufriedenheit in deine Weihnachtszeit bringen. Und genau das wollen wir.
1. Ein Mal jemanden enttäuschen
Wir haben schon sehr ausführlich über Enttäuschungen gesprochen. Jemanden zu enttäuschen bedeutet, eine Täuschung zu beenden. Es hat sich also jemand in dir getäuscht. Das kann passieren. Und du darfst jetzt die Aufgabe übernehmen, sie oder ihn zu ent-täuschen, damit die andere Person sich nicht mehr in dir täuschen muss.
Der Klassiker ist, dass andere nicht wissen, was People Pleaser gerne essen oder trinken. Wenn du also jedes Jahr aus Freundlichkeit zum Beispiel den Christstollen isst oder einen Glühwein trinkst, dann darfst du damit jederzeit aufhören! Wenn jemand enttäuscht ist, weil du etwas nicht essen oder trinken willst, dann ist das eben so. Wenigstens muss sich niemand mehr täuschen!
2. Ein Mal zu etwas “Nein” sagen
Das kannst du direkt mit der Enttäuschung verbinden, denn schließlich kann ein “Nein” enttäuschend sein. Aber ich nenne das trotzdem extra. Es muss nämlich gar nicht unbedingt eine Enttäuschung sein, wenn du Nein sagst! Vielleicht wirst du sowieso nur aus Freundlichkeit gefragt und ein Nein ist gar kein Problem – das passiert vor allem unter People Pleasern oft.
Sag also “Nein” zu einer Sache, die du nicht tun oder haben willst. Das kann wieder etwas zu essen sein. Aber vielleicht willst du nicht in die Kirche mitgehen, nicht jede Mahlzeit am Tisch essen, nicht die Weihnachtslieder mitsingen oder keine Spiele spielen. Versuch einfach, über die Feiertage auf deine Wünsche zu hören und auch wirklich “Nein” zu sagen, wenn die innere Stimme es tut.
3. Ein Mal gehen, wann du willst
Wir People Pleaser bleiben oft länger bei sozialen Events, als wir eigentlich wollen. Mir fällt es zum Beispiel total schwer, als Erste bei einem Treffen zu sagen, dass ich gehen möchte. Dabei darf ich das natürlich jederzeit! Auch zu Weihnachten darf für dich früher Schluss sein als für alle anderen, wenn dir danach ist.
Du musst auch nicht direkt das ganze Fest früher verlassen. Du könntest zum Beispiel auch einfach früher vom Tisch aufstehen und es dir auf der Couch gemütlich machen. Und wenn du mehrere Tage da bist, darfst du auch als erste ins Bett gehen – egal ob du schon schlafen willst oder nicht. Gerade wenn man sich in die Kindheit zurückversetzt fühlt, vergisst man, dass man tun kann, was man will. Geh also ein Mal, wann du gehen willst!
4. Ein Mal einen Wunsch äußern
Wir People Pleaser äußern unsere Wünsche oft nur sehr indirekt. Statt zu sagen, was wir wollen, reden wir um den heißen Brei herum. Dann sagen wir zum Beispiel: “Möchte jemand einen Tee?”, und wenn keiner Ja sagt, dann gibt es keinen Tee. Dabei wollten wir ja eigentlich nur selbst einen Tee und könnten ihn uns jederzeit machen.
Du kannst dir für diese Weihnachtszeit also auch vornehmen, ein Mal einen Wunsch zu äußern. Und zwar ganz direkt. Das kann so simpel wie ein Tee sein. Aber vielleicht hast du auch einen anderen Wunsch und wartest darauf, dass er dir von den Lippen abgelesen wird. Vielleicht willst du etwas Spezielles essen, hast einen Film- oder Musikwunsch, möchtest einmal durchlüften. Sag, was du willst, denn dann ist es für andere einfacher, es dir zu geben.
5. Ein Mal deine Meinung sagen
Als People Pleaser scheuen wir ja gerne Mal vor Konfrontationen zurück. Das bedeutet oft auch, unsere Meinung zurückzuhalten. Das kann wichtig sein und auch Selbstschutz bedeuten. Aber mir ist selbst aufgefallen, dass ich dadurch ein schlechter Ally sein kann. Wenn ich nicht für andere Menschen einstehe, nur weil ich niemanden verärgern will, dann lasse ich zu, dass andere über jeden herziehen können.
Wir können diese Weihnachten also auch nutzen, um wenigstens ein Mal zu widersprechen. Vielleicht sind ältere, entfernte Verwandte gar nicht gewohnt, dass wir unsere Meinung äußern und widersprechen. Aber wir dürfen das tun! Natürlich musst du damit nicht über Weihnachten anfangen. Vielleicht ist dir aber auch danach, authentisch zu sein und einen Konflikt zu riskieren. Denn sonst gibt es vielleicht einen Konflikt in dir, wenn du dich später darüber ärgerst, nichts gesagt zu haben! Das ist eine wichtige Aufgabe für Vermeiderinnen.
6. Ein Mal um Hilfe fragen
Schon klar: Wir schaffen fast alles alleine. Wo andere längst um Hilfe rufen, versuchen wir People Pleaser verzweifelt, alles irgendwie zu stemmen. Das betrifft sicher vor allem Eltern, besonders Mütter, für die Weihnachten eine riesige Aufgabe ist. Vielleicht stehst du dann auch an den Feiertagen plötzlich alleine in der Küche und bedienst alle anderen. Und das, nachdem du Weihnachtswichtel gespielt und alles für das Fest vorbereitet hast.
Denk also diese Weihnachten daran, dass du jederzeit um Hilfe bitten kannst. Noch besser wäre natürlich, wenn andere das von selbst sehen und dir helfen. Aber wir haben so lange alle um uns herum daran gewöhnt, dass wir alles schaffen, dass sie vielleicht gar nicht mehr fragen. So oder so: Frag um Hilfe, wenn du sie brauchst. Und am besten fragst du auch um Hilfe, wenn du sie gar nicht unbedingt brauchst. Manches macht zusammen mehr Spaß. Und zum gemeinsamen Kekse backen gehört eben auch das gemeinsame Aufräumen.
7. Ein Mal wirklich Zeit für dich nehmen
Auch an Weihnachten sind wir People Pleaser wieder bei den Bedürfnissen aller anderen. Es muss schließlich für alle gesorgt sein, damit alle glücklich und zufrieden sind. So dreht sich jede Aktivität schnell darum, alle zufriedenzustellen. Aber muss das überhaupt sein? Was, wenn du dieses Weihnachten etwas tust, das nur dich glücklich macht?
Ich bin dafür, dass wir dieses Jahr eine eigene Tradition für die Feiertage schaffen – nur für uns selbst. Wir dürfen uns etwas Zeit nehmen, die nur uns gehört. Wo niemand anderer Bedürfnisse oder Wünsche haben darf. Ob das jetzt eine halbe Stunde mit einem Buch am Kamin ist, ein kurzer Spaziergang alleine, eine heiße Schokolade nur für dich oder ein Geschenk, dass du dir selbst machst: Schenk dir selbst ein Ritual zu Weihnachten, bei dem du WIRKLICH nicht People Pleasen willst.
Was ist deine Aufgabe zu Weihnachten?
Vielleicht merkst du schon, dass jede dieser möglichen Aufgaben sich sehr stark um dich selbst dreht. Es geht darum, deinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen mehr Raum zu geben. Es geht um deine Meinung, deine Vorlieben und darum, ob du Hilfe brauchst. Das ist die eigentliche Aufgabe, die wir People Pleaser haben: Mal nur auf uns zu schauen.
Vielleicht können dir diese Aufgaben über die Feiertage helfen, mehr bei dir zu bleiben. Das ist doch eigentlich die wirkliche “Besinnlichkeit”.
Wenn du gerade people pleasen willst, dann hör gerne bei meinem Podcast rein, abonnier ihn und schau bald wieder auf meinem Blog vorbei.
Bis dahin: Mach’s gut – aber mach’s für dich selbst!

